Ausgabe: spw 224
200 Jahre Marx
Einleitung zum Heftschwerpunkt
Am 5. Mai 2018 feiert Karl Marx seinen 200. Geburtstag. Das öffentliche Interesse an Marx ist in den letzten Jahren weitgehend konstant geblieben. Die UNESCO nahm im Jahr 2013 das Kommunistische Manifest und Band 1 des „Kapital“ in das Dokumentenerbe der Menschheit auf. Regelmäßig erscheinen neue Biographien, und seit dem letzten Jahr scheint auch mit Blick auf das Jubiläumsjahr die Zahl der Publikationen noch einmal zugenommen zu haben.Artikel
Inhalt Heft 224
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Where is my mind? Zur Frage, ob der Koalitionsvertrag Zukunftsvorstellungen bietet – und warum er es nicht tut
Vier Monate, eine Woche und sechs Tage oder 136 Tage – so lange hat es gedauert, von den Bundestagswahlen am 24. September über die Jamaika-Verhandlungen und deren Abbruch, bis zum Vorliegen eines Koalitionsvertrages zwischen Union und SPD. Das ist ungewöhnlich lange. 2013 lagen zwischen den Wahlen und der Bildung der Regierung 86 Tage, das war so lange wie noch nie zuvor.
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„Sehnsucht nach Heimat“? Sehnsucht nach einem guten Leben!
In den politischen Feuilletons ist die Debatte um die Hintergründe des (in Deutschland zum Glück noch relativen) Niedergangs der Sozialdemokratie bzw. von Parteien der linken Mitte in den westlichen Industrieländern in vollem Gange. Im Mittelpunkt steht dabei zunehmend die Diskussion, ob die Sozialdemokratie (einschließlich der Demokraten in den USA) zu sehr auf gesellschaftspolitisch progressive Themen gesetzt und dabei die „alte“ Arbeiterklasse abgehängt hätte. „Identitätspolitik“ für gesellschaftliche Minderheiten statt „Klassenpolitik“ für abhängig Beschäftigte lautet die Kritik, die in den USA gerade nach dem Wahlsieg von Donald Trump diskutiert wird.
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Zweierlei Marx: Theoretiker des Kapitals oder Theoretiker der Praxis?
Das Gesamtwerk von Marx kann weniger denn je als abgeschlossenes System angesehen werden, auf das sich eine einheitlichen Lehre stützen könnte, wie dies von Verfechtern wie von Kritikern des Marxismus lange vertreten worden ist. Hinter den mehr als vierzig blauen Bänden der Marx-Engels-Werke wächst die noch umfangreichere Marx-Engels-Gesamtausgabe an, die MEGA, die Jahr um Jahr neben den bekannten Schriften auch alle Manuskriptfassungen, Entwürfe, Exzerpthefte und Notizen erschließt. Zum Jahr des zweihundertsten Geburtstags von Marx hat damit eine erneuerte Rezeption und Diskussion Nahrung erhalten. Sie weist verstärkt darauf hin, dass in Marx‘ Theorien und Analysen viele Probleme ungelöst sind, unvereinbare Konzepte nebeneinander stehen und auch erhebliche Selbstzweifel zum Ausdruck kommen.
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Kommentar: Kapital digital? Marx und die digitalen Zukünfte des Kapitalismus
Was hat uns Marx über den gegenwärtigen Kapitalismus noch zu sagen? Die Frage ist berechtigt. Denn Marx’ ökonomisches Hauptwerk, „Das Kapital”, d.h. der erste Band dieses Wälzers, erschien vor 150 Jahren, im September 1867. Die ersten und zum Teil auch wichtigsten Entwürfe zum zweiten und dritten Band dieses Werks stammen aus den Jahren 1864 und 1865. Allerdings handelt das Marxsche „Kapital” nicht vom Kapitalismus des 19. Jahrhunderts. Sondern es soll die Logik der kapitalistischen Entwicklung, den inneren Zusammenhang aller Phänomene einer kapitalistischen Ökonomie entschlüsseln.
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Kommentar: Marx und die digitale Ökonomie: Aspekte einer kritischen Überprüfung
In kritischer Ergänzung des Hauptvortrags von Michael Krätke möchte ich mich auf einige wenige Felder konzentrieren, die im Lichte der Digitalisierung m.E. eine Weiterentwicklung der allgemeinen Theorie bzw. marxistischen Kritik der politischen Ökonomie erforderlich machen. Vorab: Michael Krätke hat recht, wenn er darauf hinweist, dass es sich bei Marx‘ ökonomischer Theorie um eine allgemeine Theorie handelt, also um ein logisch abstrahierendes System, das versucht, die grundsätzlichen Mechanismen und Regeln des Kapitalismus zu definieren, nicht aber eine Geschichte des Kapitalismus zu schreiben. Auf der anderen Seite gibt es aber natürlich starke historische Bezüge im Marx’schen Hauptwerk – verbunden mit dem Verständnis, dass der sich im 19. Jahrhundert entwickelnde englische Kapitalismus gewissermaßen dem „reinen“ Kapitalismus im Sinne der allgemeinen Theorie am nächsten komme.
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53 Thesen revisited
Im Frühjahr 1989 erschienen die „53 Thesen“, eine Analyse der gesellschaftlichen Verhältnisse auf marxistischer Grundlage verfasst von Jusos des damaligen Hannoveraner Kreises. Diese Analyse diente dazu, programmatische wie auch strategische Antworten für die eigene Politik zu entwickeln. Eingebettet war das Ganze in das Projekt Moderner Sozialismus, dessen Anspruch durchaus ambitioniert war:
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Marxismus, Feminismus und „Intersektionalität“
‚Intersektionalität‘ ist ein feministisches Schlüsselkonzept, welches dazu genutzt wird, eine Vielzahl sozial konstruierter Unterschiede zu erläutern. Während der Begriff selbst in den 1970er Jahren aus dem Aktivismus und den Forschungsarbeiten des Black Feminism hervorging, bezieht er sich auf ein Problem, das seit Jahrzehnten an der Speerspitze internationaler feministischer Kämpfe steht, nämlich: Wie ist die Organisation menschlichen Lebens entlang von „Rasse “, Geschlecht, Sexualität, Klasse, Fähigkeit, etc. zu verstehen und wie sollten unsere politischen Projekte dieser Realität begegnen? Intersektionalität ist eine mögliche Antwort auf diese Frage.
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Marx‘ Ideen – auch nach 200 Jahren noch aktuell
Karl Marx war ein Revolutionär der Ökonomischen Wissenschaft. Sein Anspruch ging aber weit darüber hinaus: eine politische Analyse dessen zu beschreiben, was die Basis einer jeden Gesellschaft darstellt und wie sie jeweils auf diese einwirkt. Als Philosoph unter den Ökonomen interessierten ihn neben den wirtschaftlichen Prozessen die Zusammenhänge zwischen den in der Wirtschaft, Gesellschaft und Politik waltenden Kräfte.
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Nachgelesen! Was Marx für unsere heutige Diskussion bietet
Ehrlich gesagt, stehen bei uns die „blauen Bände“ der Marx-Engels-Werke etwas vergessen und verstaubt im Regal. Und den Bestseller „Das kommunistische Manifest“, das Marx und Engels vor 170 Jahren veröffentlicht haben (1848), musste meine Tochter erst mühsam in den Bücherreihen suchen. Und dennoch ist auch heute mein politisches Denken nicht zuletzt von Karl Marx und seinem Freund und Mitstreiter Friedrich Engels geprägt.
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Karl Marx und mein politisches Denken: von der Aufklärung des Alltags zur dauerhaften politischen Aufgabe
In den neunziger Jahren, als ich zu den Jusos stieß, gehörte es im Westlichen Westfalen nicht nur zum guten Ton, sondern auch zur Pflicht eines loyalen und disziplinierten Jungsozialisten, die Seminarreihen zur Kritik der politischen Ökonomie, der Mehrwerttheorie und Kapitalakkumulation, der Theorie der sinkenden Profitrate und des historischen Materialismus zu besuchen. Zugegeben, die Seminare waren sinnvoll, denn obwohl ich eines der wenigen echten Bergarbeiterkinder unter den Jusos war, war mein Klassenbewusstsein bis dahin nicht sehr fundiert. Mein Denken beeinflusst und verändert hat dann unter anderem die Philosophie von Karl Marx.
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Marx ist wieder in aller Munde
Eine besondere Verbindung zu Marx habe ich natürlich als Sozialdemokratin, aber eben auch durch meine Wahlheimat Trier. Als älteste Stadt Deutschlands ist Trier vor allem durch die vielen römischen Denkmäler und Bauten bei den Besucherinnen und Besuchern bekannt. Aber auch Karl Marx hat als berühmtester Sohn der Stadt Einfluss auf die Moselmetropole.
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Marx, von Westphalen, Schöler – eine kleine Familiengeschichte
Dass er sich einmal in einem Aufsatz einer politischen Zeitschrift wiederfinden könnte, hätte sich Ernst Jung sicher nicht träumen lassen. Schon gar nicht, als er vor einigen Jahrzehnten gemeinsam mit mir die harte Schulbank der evangelischen Volksschule im rechtsrheinischen, in der Nähe von Köln gelegenen, Waldbröl drückte. Zwischen meinem und seinem Elternhaus, dem Bauernhof in Romberg, den er heute bewirtschaftet, liegen gerade mal zwei Kilometer. Und hier beginnt die kleine Familiengeschichte, in der sich die in der Überschrift genannten Namen überkreuzen.
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Karl Marx: Bildnis. Ikone. Popstar?
Der bevorstehende 200. Geburtstag von Karl Marx macht ihn auch bildlich verstärkt präsent. Es ist immer das gleiche Bild des Mannes mit dem „Rauschebart“, das uns begegnet und das wir stets erkennen. Sah Marx immer gleich aus? Wir wissen wenig über das Aussehen des jungen Marx, vieles ist Beschreibungen, späteren Zuschreibungen und noch mehr der Fantasie geschuldet.
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Der monumentale Marx an der Mosel – Ausstellungsprojekte zum 200. Geburtstag von Karl Marx in Trier
Das öffentlich wahrnehmbare Geschäft professioneller Historiker_innen orientiert sich in der Regel an runden Jubiläen, zu denen ein gesteigerter Bedarf an Büchern, Ausstellungen und TV-Produktionen vermutet wird: Nach Luther (500 Jahre Reformation) und Lenin (100 Jahre Oktoberrevolution) 2017 folgt in diesem Jahr nun Marx (200. Geburtstag). Es ist dabei von einer harten Auseinandersetzung um die öffentliche Aufmerksamkeit auszugehen, gilt es doch, 2018 u. a. an 50 Jahre „1968“, 400 Jahre „Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges“ sowie an 100 Jahre „Novemberrevolution in Deutschland“ zu erinnern.
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Sammelrezension: Bücher zum 200. Geburtstag von Karl Marx und darüber hinaus
Ob es sich bei dem umfangreichen Werk des britischen Historikers Gareth Stedman Jones tatsächlich um die „definitive Biographie für unsere Zeit“ handelt, wie ein Zitat aus der New York Times Book Review auf dem Buchrücken suggeriert, ist eher fraglich. Anspruch von Stedman Jones ist, den Denker Marx in seinem zeitgenössischen politischen und gesellschaftlichen Debattenkontext zu rekonstruieren. Tatsächlich geht der Autor deutlich weiter und historisiert Marx zu einem Denker des 19. Jahrhunderts, der zwar einer der Begründer der „systematischen Sozial- und Weltgeschichte“ geworden sei, uns für die Analyse des Gegenwartskapitalismus aber eigentlich nichts mehr zu sagen hat.
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Gewerkschaften unter Druck – die Situation nach dem Putschversuch in der Türkei
Die Gewerkschaftslandschaft in der Türkei ist durch eine schiere Anzahl an kleinen und mittelgroßen Gewerkschaften geprägt. So sind in einer Branche gleich mehrere Einzelgewerkschaften aktiv. Allein in der Textil-Branche existieren derzeit acht kleine Gewerkschaften, die nicht unmittelbarer Ausdruck der allgemeinen Produktionsstärke dieser Schlüsselbranche sind, sondern vielmehr die Spaltung der türkischen Gewerkschaften in politische Strömungen kennzeichnen. Genauer: Anhand der Zugehörigkeit der Einzelgewerkschaften zum jeweiligen Gewerkschaftsbund kann im Wesentlichen auch die politische Ausrichtung bestimmt werden. Es existieren mehrere Gewerkschaftsbünde, in der viele Einzelgewerkschaften organisiert sind und teilweise sogar miteinander konkurrieren.
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Was ist „links“ im 21. Jahrhundert? – Leitideen für den Erneuerungsprozess der Sozialdemokratie
Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels verhandelt die SPD den Koalitionsvertrag. Ob es zur GroKo III kommt, ist ungewiss. Gewiss ist indes, dass die SPD seit den Sondierungen um ihr Überleben als Volkspartei kämpft. Mit Blick auf europäische Nachbarn ist allen Mitgliedern und (hoffentlich) der gesamten Führung klar, dass ein doppelter Vertrauensverlust aufzuarbeiten ist: Viele ehemalige Wähler trauen der SPD sozialdemokratische Politik nicht mehr zu. Und viele Mitglieder misstrauen ihrer Führung. Es gilt also, programmatisch und personell die SPD neu aufzustellen und glaubwürdig zu vertreten.
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