Ausgabe: spw 161
Jugendpolitische Orientierung
Einleitung zum Heftschwerpunkt
"Wer die Jugend hat, hat die Zukunft!"
Diese optimistische Aussage von Karl Liebknecht lässt uns heute zweifeln. In der medialen Öffentlichkeit fällt „Jugend und Kindheit“ eher als gesellschaftliches Problem auf. Die Situation und das Verhalten von Jugendlichen und Kindern scheint die Resultate gesellschaftlichen Versagens auf besonders unschöne Weise sichtbar zu machen.Empirisch fundierte Diagnosen fallen etwas moderater aus. So ist in der Shell Jugendstudie von einer „pragmatischen Generation unter Druck“ die Rede. Aber euphorisch klingt auch dieses Label nicht.Dies war in den 1980/90 Jahren, als die Frage einer jugendpolitischen Orientierung erstmals diskutiert wurde, noch völlig anders. Eine der Grundannahmen dieser Orientierung ist in den „53 Thesen für einen Modernen Sozialismus“ von 1989 formuliert und lautet: „Prägendes Moment für die in den 80er Jahren nachwachsende Generation ist die Verlängerung der Jugendphase als eigenständiger Jugendphase, der sich vor dem Hintergrund der Sozialstaatsentwicklung unter dem Reformdruck der Arbeiter innenbewegung in den 70er Jahren herausgebildet hat. Mit einer längeren Verweildauer der Jugendlichen im Bildungssystem erfolgte die zeitweilige Herausnahme der Jugendlichen aus dem Produktionsprozess.Gleichzeitig konnte eine teilweise materielle Absicherung erkämpft werden, die für einen größeren Teil von Jugendlichen eine von Eltern und Erwerbsarbeit unabhängige eigenständige Lebensführung ermöglicht.“