Ausgabe: spw 122

Terror & Krieg

Einleitung zum Heftschwerpunkt

Ist seit dem 11. September wirklich alles anders geworden? Diese Frage ist nur zu beantworten, wenn wir die verschiedenen Problembereiche entmischen, um sie kritisch zu analysieren und dann neu zusammenzusetzen. Im Gegensatz zu früheren Formen politischer Gewalt, die sich zumeist gegen ausgewählte Repräsentanten des zu bekämpfenden Systems richtete, hat sich im letzten Jahrzehnt verstärkt eine Strategie entwickelt, bei der es um eine möglichst große Zahl von Opfern unter geplanter Inkaufnahme des eigenen Todes geht. Im Mittelpunkt steht nicht der Anschlag, mit dem eine politische Forderung (welcher Natur auch immer) durchgesetzt werden soll, sondern der Akt der Opferung selbst wird zum Fokus des Attentats. Politische Gewalt wird zu Terrorismus, wo die Zerstörung von möglichst vielen Menschenleben die eigentliche Botschaft wird. Wohnte ersterem eine wenn auch verquere und menschenverachtende vorgebliche Rationalität inne, so dominiert in zweitem die Irrationalität einer religiösen Mystifizierung.

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